Benehmt Euch!

Das ist ein Pamphlet von Stefan Gärtner und Jürgen Roth, erschienen im Buchverlag DuMont, 1. Auflage 2013. Das ist nun schon ein paar Jahre her, doch der Inhalt hat nichts von seiner Aktualität und Bedeutung verloren.

 

Im Klappentext heißt es:

"Es wird immer schlimmer: KRACH. Rund um die Uhr. Es wird gekeift, geschrien, gehupt. Läßt man Menschen dieses Schlags die Vorfahrt, fahren sie stumpf wie ein Sack Kühe vorbei, ohne eine Hand zu rühren. Fahrradwege benutzen sie telephonierend und gegen die Fahrtrichtung, und sind sie mal zu Fuß unterwegs, wissen sie gar nicht, was Fahrradwege sind.

 

Die Verrohung der Sitten greift unaufhaltsam um sich: Handyfrauen, die Zugabteile unterhalten, Hobbyfußballer, die Schiedsrichter verprügeln, mündige Bürger, die das Internet als Bedürfnisanstalt nutzen, und SUV-Eltern, die den öffentlichen Raum für ihre Brut beanspruchen - das Diktat aggressiver 'Selbstverwirklichung' rottet noch die letzten Reste zivilen Anstands aus.

 

BENEHMT EUCH! ist eine Klage- und Streitschrift wider die Stumpfheit und die Rücksichtslosigkeit, das Rowdytum und die Schamferne als Folge und Bedingung von Niedertracht und Schwachsinn."

 

Schlägt man das Buch auf, findet man drei Zitate. Eines davon heißt: " 'Ich bin meine eigene Welt' sagt der glücklich zu Ende verblödete Mensch." - Markus Metz/Georg Seeßlen

 

Das Buch ist in vier Kapitel gegliedert:

Verrohung

Verblödung

Verkindung

Verderben

 

Dieses Büchlein ist unbedingt lesenswert (110 Seiten). Jedes der Kapitel ist ein großer Spiegel, in den man mit nachdenklicher Mine hineinschaut. Die Frage, die sich stets stellt, lautet: Was macht dieses oder das mit uns, mit der Gesellschaft, mit dem Einzelnen? Bin ich mir der (oft subtilen, aber wirkungsvollen) Folgen bewußt? 

 

Hier ein kurzer Auszug aus dem Kapitel "Verkindung" (ab Seite 76).

Spiegel online wird zitiert:

"Väter und Mütter werden zur Zielgruppe", von Universitäten nämlich, die scheint's wirklich nichts dagegen haben, sich neuerdings als zielgruppengerecht zu prostituieren, und also so was Wahnsinniges wie "Erstsemester-Familientage" aushecken: "Im Schlepptau ihrer Sprößlinge studieren die Eltern kritisch die Curricula und überschlagen schon mal, in welchem Semester ihre Kinder wie viele Credit-Points erwerben müssen, um schnell durchs Studium zu kommen ..." - und weiter heißt es: "Die Universität wird nicht mehr als ein Gegenort zu Schule und Elternhaus wahrgenommen, der zwar ebenfalls jede Menge Frustration bereithält, aber demjenigen, dem daran gelegen ist, doch die Möglichkeit eröffnet, der infantilen Fixierung auf Eltern und Lehrer durch Entwicklung anderer Kommunikationsformen zu entrinnen", urteilt Magnus Klaue in konkret (11/2011). "Im Gegenteil wird sie zur bloßen Verlängerung der Schule, auf deren schützende Autorität man sich zwar nicht mehr verlassen kann, deren Erbe man aber bis ins reife Alter mitschleppt. Seither häufen sie die Fälle, in denen die Eltern schlecht benoteter Studenten, oft duch diese erst überhaupt dazu animiert, bei Dozenten und Hochschullehrern vorstellig zu werden, um sich über die vermeintlich ungerechte Beurteilung zu beschweren."